Fans des FC Girona

Abu Dhabi an zwei Klubs beteiligt Dürfen Man City und Girona beide Champions League spielen?

Stand: 10.05.2024 16:46 Uhr

Die UEFA steht zur Saison 2024/25 wieder vor einer Entscheidung in Sachen Multi-Club Ownership. Wie im Red-Bull-Fall mit Leipzig und Salzburg muss sie entscheiden, ob Manchester City und der FC Girona in der Champions League spielen dürfen.

Der FC Girona und Manchester City haben sich in Spanien und England für die Champions League qualifiziert. Beide Klubs sind Teil der City Football Group. Das ist eine aus Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten kontrollierte Investmentfirma, die zahlreiche Fußballklubs weltweit ganz oder teilweise besitzt.

Auf der Internetseite sind sowohl Girona als auch Man City unter der Seite "unsere Klubs" aufgeführt. Zwei Klubs mit demselben Besitzer - das führt zu der Frage: Dürfen beide mitspielen?

Citys Besitzer besitzen offiziell nur 47 Prozent von Girona

Die Antwort darauf wird bei einem Zweifel an der Integrität des Wettbwerbs die Finanzkontrollkammer der UEFA geben müssen. Die UEFA verwies auf Anfrage der Sportschau auf das Wettbewerbsreglement der Champions League. Darin heißt es beispielsweise, dass niemals mehrere natürliche oder juristische Personen auf mehr als einen Klub die entscheidende Kontrolle ausüben dürfen.

Aber: Während sich Manchester City zu 100 Prozent in Händen der City Football Group befindet, ist der Besitz des FC Girona verteilt. 47 Prozent gehören der City Football Group. Der Rest verteilt sich seit 2020 auf den Geschäftsmann Marcelo Claure (35 Prozent) und die Girona Football Group (16 Prozent), mit der die City Football Group den Klub 2017 gemeinsam kaufte. Die Girona Football Group wird von Pere Guardiola geleitet - dem Bruder von Pep Guardiola, der Manchester City seit 2016 trainiert.

Pere Guardiola (r.) mit Gironas Präsident Delfi Geli

Pere Guardiola (r.) mit Gironas Präsident Delfi Geli

Multi-Club Ownership

Multi-Club Ownerhsip ist der Besitz oder die Beteiligung eines Eigentümers an mehreren Klubs. Die möglichen Vorteile für die Besitzer und Risiken für den Wettbewerb gehen weit über den Verdacht auf abgesprochenen Spiele hinaus. Transfers innerhalb eines Netzwerks von Klubs einer Mehrfachbeteiligung könnten zu Preisen getätigt werden, die den Bedürfnissen der Investoren entsprechen - und nicht den tatsächlichen Marktwerten. So können Steuern umgangen oder Finanical-Fairplay-Regeln nur auf dem Papier eingehalten werden. Klubs können zu Farmteams degradiert werden, die der Spitze ihrer Pyramide dienen. Für Fans kann die Identität ihrer Klubs verloren gehen.

An der Spitze der Pyramide der City Football Group: Manchester City

An der Spitze der Pyramide der City Football Group: Manchester City

Red Bull - die UEFA ließ auch Leipzig und Salzburg spielen

Der Fall erinnert an die Entscheidung zu Red Bull. 2017 entschied die UEFA, dass sowohl Red Bull Salzburg als auch RasenBallsport (RB) Leipzig an den UEFA-Wettbewerben teilnehmen dürfen. Beide Klubs hätten "bedeutende Änderungen" im Management und der Struktur vorgenommen, so dass die Regularien erfüllt werden, hieß es 2017 von der UEFA.

Im Urteil damals stand: Die Rechtskammer komme zu dem Schluss, "dass die Beziehung zwischen Red Bull und FC Salzburg nur einer normalen Sponsoring-Beziehung entspricht" und dass "Red Bull keinen entscheidenden Einfluss auf Salzburg ausübe".

Red Bull gegen RasenBallsport in der Europa League 2018

Red Bull gegen RasenBallsport in der Europa League 2018

2023: Drei Mehrfachbeteiligungen im Europapokal zugelassen

Im Sommer stand die UEFA vor ähnlichen Fragen. Sechs Klubs, von denen jeweils zwei unter der Annahme standen, möglicherweise von denselben Besitzern kontrolliert zu werden, wurden wie die Red-Bull-Klubs am Ende aber zugelassen.

  • AC Mailand aus Italien und der FC Toulouse aus Frankreich gehörten damals mehrheitlich RedBird Capital aus den USA.
  • Brighton & Hove Albion aus England und Royale Union Saint-Gilloise aus Belgien gehörten zeitweise mehrheitlich dem englischen Pokerspieler Tony Bloom.
  • Aston Villa aus England und Vitoria Guimaraes aus Portugal standen beide unter der Kontrolle der Gruppe V Sports.

In allen drei Fällen ließ die Finanzkontrollkammer alle Klubs im Europapokal zu. Sie sah es als erwiesen an, dass es "bedeutende Änderungen" durch die Klubs und ihre Investoren gegeben habe, so dass sie die Regeln einhalten würden. So habe niemand "Kontrolle über oder entscheidenden Einfluss auf mehr als einen Klub", teilte die UEFA mit. Auch sei niemand im Managemenet von mehr als einem Klub beteiligt. Laut UEFA hatten die Besitzer teilweise ihre Anteile reduziert oder seien weniger an der Finanzierung der Klubs beteiligt. Zudem seien die Investoren nur noch bei jeweils einem Klub in den Führungsgremien vertreten. Die Klubs hätten außerdem zugestimmt, bis September 2024 gegenseitig keine Spielertransfers durchzuführen.

Ärger um Multi-Club Ownership und die City Group in Troyes

Besonders in Frankreich regt sich in den Fanszenen Ärger über die Mehrfachbeteiligungen. Racing Straßburg gehört den Besitzern des FC Chelsea, der FC Lorient ist den Besitzern des AFC Bournemouth zuzuordnen. Zu Ausschreitungen kam es bei ES Troyes AC, als unter "Merci City"-Rufen, Pyrotechnik aufs Spielfeld geworfen wurde. Spieler warfen das Feuerwerk in die Ränge zurück.

Auch Troyes ist Teil der City Football Group. 2022 holte der Klub für 6,5 Millionen seinen Rekordtransfer Savio, der bis heute kein einziges Spiel für Troyes machte. Er wurde direkt weiter verliehen - an den FC Girona.